Am 7. Juli 2025 brachte RAYE den Stuttgarter Schlossplatz zum Lodern – und es war ein Abend voller Emotionen, Glamour und musikalischer Vielfalt.
Es war ein musikalischer Farbenrausch, ein Wirbelsturm aus Klang, Charme und Publikumsnähe – Jacob Collier hat am Montagabend bei den Jazz Open auf dem Schlossplatz in Stuttgart nicht nur das Vorprogramm bestritten, sondern es kurzerhand fast zur Hauptattraktion gemacht. Schon um 19 Uhr verwandelte der britische Multiinstrumentalist die Bühne in ein interaktives Klanglabor, in dem 7200 Zuschauer nicht bloß Gäste, sondern aktive Mitwirkende waren.
Bekannt als „Wunderkind der Harmonien“ und fünffacher Grammy-Gewinner, präsentierte Collier eine ebenso virtuose wie verspielte Live-Show, die zwischen jazziger Raffinesse, poppiger Energie und multikultureller Klangvielfalt pendelte. Seine Setlist – mit Songs wie Little Blue, With All the Love in My Heart oder dem hymnischen Somebody To Love – war ein Streifzug durch sein aktuelles Album Djesse Vol. 4 und gleichzeitig ein persönliches Bekenntnis zur Freude am musikalischen Experiment.

Von der ersten Minute an ließ Collier keinen Zweifel daran, dass sein Auftritt mehr sein sollte als ein Konzert: komplexe Call-and-Response-Passagen, spontane Chorproben in 7/8- und 9/8-Taktarten und das fast schon ikonische „Publikumsdirigieren“ machten seinen Gig zu einem kollektiven Musikerlebnis. Wenn 7000 Menschen auf Colliers Kommando in Mehrstimmigkeit verfallen, wird klar: Hier steht kein gewöhnlicher Musiker auf der Bühne, sondern ein akustischer Visionär, der Musik nicht nur spielt, sondern lebt – und teilt.
Aber auch Ernst sein kann und die richtigen und wichtigen Worte an Stuttgart richtet.
No one really knows what Music is about…Music contains the whole of life..Music doesn’t discriminate…listen to each other!
Sein Programm ist so farbenfroh wie sein Outfit: Mal wechselt er vom Flügel zur Gitarre, dann wieder zum Bass. Als der Regen einsetzt, stimmt er mit dem Publikum Singin’ In The Rain an – Gänsehautmoment inklusive.
Jacob Collier aka der Dirigent des 7200-stimmigen Stuttgarter Chors beweist sein Können auch beim furiosen Finale mit Somebody To Love, das er in einem Moment nahtlos in die deutsche Nationalhymne übergehen lässt. Was wir ehrlicherweise nicht ganz so angepasst finden aber okay. Jacob Collier hat beim Jazz Open einen Auftritt hingelegt, der weit über das übliche Support-Act-Format hinausging. Klanglich gewagt, emotional tief und publikumsnah bis zur letzten Note – ein Konzert, das vielen vor allem jungen Besuchern noch lange nachhallen wird.
Die Setlist von Jacob Collier in Stuttgart:
01. 100,000 Voices
02. WELLLL
03. Wherever I Go
04. Little Blue
05. Time Alone With You
06. Can’t Help Falling in Love
07. Feel
08. Mi corazón
09. Witness Me
10. All I Need
11. Over You
12. Box of Stars Pt. 1
13. Somebody To Love
RAYE – Pop-Soul trifft Big-Band-Glamour
Wenn ein Festivalabend auf dem Stuttgarter Schlossplatz mehr als nur gut werden soll, braucht es keine Pyrotechnik, keine bombastischen Lichteffekte – sondern eine phänomenale Künstlerin wie RAYE. Am Montagabend zeigte die britische Sängerin eindrucksvoll, warum sie derzeit zu den aufregendsten Stimmen der internationalen Pop-Soul-Szene zählt. Was sie beim diesjährigen Jazz Open lieferte, war keine bloße Show, sondern ein bewegendes Gesamtkunstwerk – glitzernd, verletzlich, kraftvoll.
Big-Band-Glamour trifft auf bittere Wahrheiten
Schon mit dem eröffnenden Genesis – einem Song, der zwischen orchestraler Opulenz und Hip-Hop-Schärfe changiert – hatte RAYE das Publikum und auch uns in der Hand. Im geblümten langen Sommerkleid und Barfuß, begleitet von einer Band in schwarzen Anzügen, verband sie den Glamour der 1960er mit der Direktheit moderner Popmusik. Streicher, Bläser, groovende Rhythmen: Der Sound war groß, fast kinoreif – und trotzdem blieb der Fokus auf RAYEs Stimme, deren gewaltiges Spektrum jede Note mit Bedeutung auflud.

Dabei war die Setlist ein emotionaler Drahtseilakt: düstere Balladen wie Ice Cream Man – ein erschütternder Song über sexuelle Gewalt – ließen den Platz für Momente atemloser Stille und auch Tränen im Publikum wie auch auf der Bühne. Der Song den sie mit 17 geschrieben hat ist ein richtiger „Sad Song“ beschreibt sie. Wenn sie ihn singt und ins Publikum schaut, sieht sie wie Menschen den Song brauchen um zu heilen und sie selbst auch.
Immer wieder betont RAYE:
Music is Medicine
In I Know You’re Hurting einem bisher unveröffentlichten Track, genügten ihr wenige Akkorde, um ein ganzes Drama zu erzählen. Und dann wieder explodierte alles in ekstatische Banger wie Black Mascara, Five Star Hotels oder dem Banger Escapism, das als Finale doppelt glänzte: erst euphorisch, dann noch einmal – nachdem sie den Song für eine medizinische Notfall-Unterbrechung unterbrach – als berührender Abschluss mit neuem Gewicht.

Zwischen Amy Winehouse und Aretha – und doch ganz sie selbst
RAYE ist eine Ausnahmekünstlerin, weil sie sich jeder Einordnung entzieht. Oft erinnert uns ihre stimmliche Wucht und Attitude und der Slang an Amy Winehouse. Vor allem dann beim Song Suzanne der auf einer Zusammenarbeit mit Mark Ronson beruht kommt diese Nähe nochmal besonders hervor. Doch was RAYE auszeichnet, ist ihre kompromisslose Eigenständigkeit.
Auch Covers wie Cry Me A River wo sie noch kurz darauf hinweist, dass jetzt nicht die Justin Timberlake Version kommt oder It’s A Man’s World veredelte sie mit ihrer ganz eigenen Note. Und zwischendurch nimmt sie sich tatsächlich noch Zeit, einem Fan ein Tattoo zu zeichnen – eine kleine Geste, die viel über ihre Nähe zum Publikum sagt.
„Ich will keine Musik machen, die nur da ist, um sich zu verkaufen. Ich will Kunst machen“, sagt RAYE an diesem Abend – und liefert in jeder Minute den Beweis dafür. Sie spielt mit Genres, bricht Erwartungen, lässt Soul, Pop, Jazz, R’n’B, Hip-Hop und sogar EDM miteinander tanzen – ohne dass etwas davon wie ein Stilbruch wirkt. Sie ist nahbar, ehrlich, furchtlos – in ihren Worten, in ihrer Performance, in ihrer Stille.
Happy Crowd – Happy RAYE

RAYE hat beim Jazz Open Stuttgart 2025 nicht einfach ein Konzert gespielt – sie hat ein künstlerisches Statement abgegeben. Mit orchestraler Größe, emotionaler Tiefe und aufrichtiger Präsenz stellte sie unter Beweis, dass sie längst auf Headliner-Niveau angekommen ist.
Die Setlist von RAYE in Stuttgart:
01. Oscar Winning Tears
02. Where The Hell Is My Husband?
03. Five Star Hotels
04. The Thrill Is Gone
05. Mary Jane
06. Ice Cream Man
07. I Know You’re Hurting
08. Suzanne (Mark Ronson Cover)
09. Cry Me A River (Julie London Cover)
10. It’s A Man’s World (James Brown Cover)
11. Genesis 2 & 3
12. Worth It
13. You Don’t Know Me (Jax Jones Cover)
14. Secrets
15. Black Mascara
16. Prada (EDM Outro)
17. Escapism







