Stuttgart hat gebrannt – und zwar im besten Sinne. Am 9. Mai hat das BAWRS-Trio, bestehend aus Fatoni, Edgar Wasser und Juse Ju, die Bühne des Clubs Im Wizemann zerlegt. Was auf dem Papier wie ein All-Star-Team des deutschen Raps wirkt, entpuppt sich live als eine der intensivsten, direktesten und ehrlichsten Rapshows, die man aktuell erleben kann.
Jenny Sharp eröffnet den Abend
Den Auftakt machte Jenny Sharp – eine Künstlerin, DJane die man sich merken sollte. Mit ihrer lässigen Bühnenpräsenz schaffte sie es, das Publikum sofort abzuholen. Ihr Mix aus diversen Hip Hop Rap und Oldschool Hits wie Kimnotyze bis hin zu tighten Kendrick Lamar Tracks war der perfekte Einstieg in einen Abend, der ganz im Zeichen der Lyrics und des Live-Moments stand.

BAWRS: Beats, Bars, Ausnahmezustand
Dann wurde es ernst – Fatoni, Edgar Wasser und Juse Ju betraten die Bühne, alle drei stilecht in schwarzen Adidas-Tracksuits. Kein langes Intro, kein übertriebener Showstart – direkt rein ins Geschehen. Und ab da gab es kein Halten mehr.

Der Club des Im Wizemann, ohnehin bekannt für seinen rohen Sound und die unmittelbare Nähe zwischen Act und Crowd, verwandelte sich in ein kochendes Rap-Biotop. Von Song zu Song stiegen die Temperaturen im Raum spürbar an, während sich Moshpits im Publikum bildeten – schweißtreibend, intensiv, elektrisierend.
Fatoni, Edgar Wasser und Juse Ju feuerten Punchline nach Punchline BAWRS, BAWRS, BAWRS ins Publikum, wechselten sich mühelos ab und ergänzten sich, als wären sie eine eingespielte Crew seit Jahrzehnten. Immer wieder kletterten Fatoni oder Juse Ju ans Absperrgitter, feuerten die Menge an, riefen zum Mitmachen auf – und spätestens als Fatoni mehrere Wasserflaschen in die Crowd spritzte, war klar: Hier geht’s nicht nur um Musik, hier geht’s um Energie.

Ein Set voller Highlights
Natürlich durften die wie sich abzeichnete Fan-Favoriten nicht fehlen: Bei „Nein! Doch! Ohh!“,“HöHö (völlig am Boden)” und “Bawrs” brachen alle Dämme – der ganze Club rappte mit, die Crowd vibrierte wie ein einziger Körper. „Übertreib nicht deine Rolle“ brachte mit seiner klaren Ansage ebenso viele Fäuste in die Luft wie „Realität“, das zwischen politischer Kritik und trockenem Humor pendelte.

Kein Firlefanz – nur Rap
Zwischendurch bekam jeder von ihnen Raum, eigene Songs ins Set einzustreuen. Fatoni und Edgar Wasser präsentierten unter anderem den düster-humorvollen Track „Delirium“, Edgar Wasser brachte seine bitterböse Satire zur Geltung, und Juse Ju lieferte seine emotional aufgeladenen Storyteller-Momente – allesamt Highlights, die dem ohnehin druckvollen Set eine spannende Dynamik verliehen. Emotionaler Tiefpunkt – im besten Sinne – war „Das Ende des Zynismus“: ein Track, der sich wie ein Moment der Ruhe inmitten des Wahnsinns anfühlte. Nachdenklich, intensiv, stark.

Beendet wird der Abend mit “Crémant aus dem Senfglas” im wahrsten Sinne des Wortes wird zum Schluss eine Flasche geöffnet und jeder bekommt ein Glas – also jeder auf der Bühne.
Die bewusste Entscheidung, die Tour in kleineren Clubs zu spielen, zahlt sich aus. Keine LED-Wände, keine Pyro – dafür Nähe, Schweiß und ehrliche Emotion. Es geht nicht um perfekten Sound oder saubere Übergänge, sondern um das, was Hip-Hop im Kern ausmacht: Haltung, Skill und Präsenz.

Fazit: Pflichttermin für echte Rap-Fans
BAWRS live ist kein Konzert, es ist ein Statement. Wer dachte, die goldene Ära des Deutschraps sei vorbei, wurde an diesem Abend eines Besseren belehrt. Stuttgart – Die Mutterstadt hat’s gespürt: Das war fett. Punkt.

