Kennengelernt haben wir die Band durch eine gute Freundin, die uns vor drei Jahren die EP Battles von Hudson Taylor empfohlen hat. So schafften es die beiden Geschwister Harry und Alfie dann auch auf unsere iPods und waren zwar nicht ständig präsent, sind aber doch nie ganz in Vergessenheit geraten. Als wir entdeckten, dass die beiden in einem unserer Lieblingsclubs, dem 1210 in Stuttgart, spielen sollten, nahmen wir die Chance wahr, die Brüder endlich einmal live zu erleben. Auch sie gehören zu jenen Bands, die in ihrer Heimat durchaus größere Clubs und Hallen bespielen, als bei uns in Deutschland. Inzwischen haben Hudson Taylor ein Debüt Album am Start – Singing For Strangers, eine Anspielung auf ihre Vergangenheit als Straßenmusiker. Doch auch wenn das sogenannten “Busking” heute nichtmehr ihr Tagesgeschäft ist, bleiben sie ihren Wurzeln dennoch treu und nehmen sich fast in jeder Stadt die Zeit, ein paar Songs auf der Straße zu performen. So auch in Stuttgart, wo sie am vergangenen Freitag vor ihrer Headliner Show auf der Einkaufsmeile Königstraße musizierten.
Im Anschluss waren sie dann zu Gast im Club 1210. Gleich als wir ankamen mussten wir feststellen – etwas ist anders als sonst! Eine lange Schlange stand vor dem Club und wie nicht anders zu erwarten waren die Gäste überwiegend weiblich und unter 30.
Vorband war der sympathische Stuttgarter Kilian Mohns. Mit seiner Akustik Gitarre und dem eingängigen Gesang stimmte er das Publikum perfekt auf den Hauptact ein.
Inzwischen war die Location gut gefüllt und es dauerte nicht lange, bis Hudson Taylor voller Enthusiasmus die kleine Bühne stürmten. Sie hatten jede Menge Spaß und erzählten, dass dies ihre erste Show in Stuttgart wäre. Die Vorfreude auf diesen Abend war ihnen zweifellos anzusehen. Das Publikum schien bestens vorbereitet, denn schon beim ersten Gitarrenriff begannen alle mit den beiden zu singen. Das war kein Grölen, kein falscher Ton, kein Geschrei – sondern einfach nur perfekt abgestimmter Gesang, (Achtung schlechter Vergleich aber…) vergleichbar mit einem (Kirchen-) Chor. Die Songs der beiden Musiker haben eine ganz eigene, besondere Stimmung hervorgerufen und wir konnten uns kaum daran erinnern, jemals auf einem so harmonierenden und leidenschaftlichen Konzert gewesen zu sein. Die Brüder haben es wahrlich verstanden, das Publikum von der ersten Minute an für sich einzunehmen. Die Gäste legten ein für Stuttgart unfassbares Durchhaltevermögen an den Tag was die Textsicherheit anging und daran waren nicht nur die überwiegend weiblichen Anhänger beteiligt, auch die Jungs sangen aus voller Kehle mit.
Für diese Hingabe wurden die Fans dann auch reichlich belohnt. Gleich zu Beginn holten sie sich ein Mädchen mit Hudson Taylor T-Shirt auf die Bühne und ernteten für die Aktion kräftigen Applaus und Sympathiepunkte. Auch während des Konzerts gaben sich die Iren sehr publikumsnah und spielten ein paar ihrer Lieder im Straßenmusiker-Style, ohne elektrische Unterstützung vom vorderen Bühnenrand aus. Zur Zugabe ging es dann sogar noch mitten in die Menge hinein, bevor die letzten Akkorde hinter der Theke erklangen. An diesem Abend flogen den Musikern sämtliche Mädchenherzen entgegen und wir sind uns sicher – auch die Männer haben ihr Herz, genau wie wir, an die beiden Brüder verloren.
Selten haben wir ein so schönes, unaufgeregtes Konzert erlebt, an dem das gemeinsame Erleben im Vordergrund zu stehen schien. Selbst nach dem Konzert kamen die Musiker noch zu ihren Fans, machten Fotos, Small-Talk und ließen sich umarmen. Sehr sympathisch!