Der Samstag auf dem Obstwiesenfestival 2025 war ein musikalischer Ritt durch Genres, Emotionen und Ländergrenzen. Von kritischen Tönen über ekstatische Moshpits bis hin zu tanzbaren Beats im abgedunkelten Zelt – dieser Festivaltag hatte alles. Und wir waren mittendrin.

Endless Wellness – Ehrlich, wild und mit der Bahn angereist

Unser Festival-Samstag begann mit Endless Wellness, einer Band aus Wien, die extra mit dem Zug angereist war – um dann mit einer Mischung aus rohem Indie, klarem Statement und charmantem Wahnsinn zu begeistern. Ihre Songs sind ehrlich, direkt und thematisch breit aufgestellt: von Systemkritik und dem politischen Rechtsruck in Österreich und Deutschland bis hin zu ihrem Hit „Die Katze“ – ja, auch Katzen bekommen hier ihre Bühne. Besonders spannend: Es wurde laut mitgesungen, selbst bei Songs, die noch gar nicht veröffentlicht sind. Das spricht für eine starke Fanbindung – und für die Fähigkeit, Menschen spontan mitzunehmen.

Endless Wellness © About Musïc | Stephanie Bauer

Gewalt – Dicht, düster, dröhnend

Danach ging’s ins Zelt zu Gewalt – und was folgte, war ein konsequentes Kontrastprogramm. Dichte Nebelschwaden, flirrende Gitarren und ein energetisches Trio auf der Bühne. Patrick Wagner, Helen Henfling und Jasmin Rilke machen keine halben Sachen. Die Musik ist laut, wuchtig und kompromisslos – eine Wand aus Noise und Emotion, die das Publikum ordentlich durchrüttelte.

Gewalt © About Musïc | Stephanie Bauer

Warmduscher – Britischer Wahnsinn trifft Stilvielfalt

Weniger düster, aber nicht minder wild wurde es anschließend auf der Hauptbühne mit Warmduscher. Sänger Clams Baker Jr ist ein britisches Gesamtkunstwerk, irgendwo zwischen Gentleman und Wahnsinn – unterstützt von einer Band, die modisch wie musikalisch alles wagt: Cowboyhüte, offene Hemden, Glitzer, Groove. Besonders stark: Clams’ Interaktion mit dem Publikum. Ob im Moshpit oder direkt vor der ersten Reihe – diese Band will nah dran sein. Und das merkt man.

Warmduscher © About Musïc | Stephanie Bauer

Saló – Zelt voll, Stimmung am Limit

Zurück ins Zelt, wo Saló aus Wien den Pegel auf Anschlag drehten. Die Stimmung? Kurz vorm Überlaufen. So voll war es selten, selbst draußen versammelten sich riesige Gruppen, um die Show wenigstens halbwegs mitzubekommen. Kein Wunder – die Mischung aus aggressivem Pop, Punk-Energie und nihilistischem Charme trifft den Nerv der Zeit. Vollgas ist hier keine Floskel, sondern Konzept.

Salò © About Musïc | Stephanie Bauer

Kasi – Kontrast mit Herz

Auf der Main Stage folgte mit Kasi dann das wohl größte Kontrastprogramm des Tages. Sanfte Beats, ehrliche Texte und zwei junge Männer auf der Bühne, die trotz ihrer Coolness sichtlich überwältigt waren. Vor allem die erste Reihe – dominiert von jungen Fans – sang jede Zeile lauthals mit. Die Verbindung zwischen Publikum und Künstler war selten so direkt spürbar. Kasi und Antonius liefern einen Sound, der weich wirkt, aber tief trifft.

Kasi © About Musïc | Stephanie Bauer

Deadletter – Saxophon und Schweiß

Wir haben sie schon beim Maifeld Derby gefeiert, nun sind sie auch auf der Obstwiese: Deadletter aus UK. Mit ihrer sechs-köpfigen Formation, inklusive Saxophon, bringen sie eine explosive Mischung aus Post-Punk, Funk und Chaos auf die Bühne. Die Performance war präzise, wild und voller Energie. Besonders bemerkenswert: die Körpersprache – posen, spielen, schwitzen. Diese Band lebt den Moment.

Deadletter © About Musïc | Stephanie Bauer

Wolfmother – Gitarrenlegende auf der Hauptbühne

Als letzter Act auf der Main Stage betritt niemand Geringeres als Andrew Stockdale alias Wolfmother mit seiner Band die Bühne – und liefert genau das, was man von einem Rock-Veteranen erwartet. Hymnen, Gitarrensoli, dicke Riffs. Mit Songs wie „Joker & the Thief“ zeigt er, dass Gitarrenmusik noch lange nicht tot ist. Die Menge? Absolut am Feiern.

Wolfmother © About Musïc | Stephanie Bauer

Deki Alem – Schwedische Zwillinge mit Bass im Blut

Zum Abschluss geht’s nochmal ins Zelt – aber nur, wer Glück hat, kommt noch rein. Deki Alem, Zwillingsbrüder aus Schweden, liefern dort ein Set ab, das in Sachen Energie nochmal alles überstrahlt. Rap trifft Drum & Bass, Tanz trifft Tiefgang, Licht trifft Finsternis (im wortwörtlichen Sinne – die Bühne war komplett abgedunkelt). Ihr Debüt erschien erst dieses Jahr, aber ihr Status als „heißester Scheiß“ ist mehr als verdient. Was für ein Abschluss!

Deki Alem © About Musïc | Stephanie Bauer

Fazit: Vielfalt mit Haltung

Der Samstag beim Obstwiesenfestival 2025 war ein Paradebeispiel für das, was dieses Festival so besonders macht: musikalische Diversität, politische Klarheit, emotionale Tiefe – und Acts, die man in dieser Dichte und Qualität selten zusammen erlebt. Ein Tag, der uns begeistert, bewegt und mit müden Beinen, aber glücklichem Herzen zurücklässt.
Ja leider schafften wir es dieses Jahr aufgrund einer Vollsperrung auf der Autobahn am Freitag nicht zum Festival.

Obstwiesenfestival 2025
Obstwiesenfestival 2025
Samstag: Protest, Posen und Party bis zum Schluss
About Musïc
QuelleWolfmother © About Musïc | Stephanie Bauer
Vorheriger ArtikelDrangsal in Stuttgart – 25.09.2025
Nächster ArtikelDropkick Murphys in Stuttgart – 16.10.2025